Lieferantenkooperation: Tipps für eine erfolgreiche und strategische Lieferantenbeziehung
Aug 12, 2025 • 8 min
Es ist schon schwierig genug, verschiedene Teams innerhalb eines Unternehmens auf eine gemeinsame Linie zu bringen. Wenn dann noch Beteiligte aus mehreren Unternehmen hinzukommen, wird es noch einmal eine Nummer schwieriger, alle Interessen unter einen Hut zu bringen.
Der aktuelle RELEX Supply Chain Collaboration Report besagt, dass 87 % der Befragten sich eine engere Zusammenarbeit zwischen Händler und Hersteller wünscht. Doch trotz des Wunsches nach Verbesserungen lässt der derzeitige Stand der Lieferantenkooperation noch viel zu wünschen übrig. Begrenzte Datenübertragungskapazitäten schränken die Kommunikation ein, Meetings finden unregelmäßig statt und wichtige Daten werden nicht geteilt.
Glücklicherweise ist der Traum von einer besseren Lieferantenzusammenarbeit keine Utopie. Moderne technische Fortschritte und intelligente, kollaborative Planungstools machen die Lieferantenkooperation einfacher denn je. Lieferanten, die in die richtigen Software-Lösungen für Lieferantenzusammenarbeit investieren, können sich auf dem mittlerweile übersättigten Markt einen Wettbewerbsvorteil verschaffen – und das in einer Zeit, in der Supply-Chain-Verbesserungen nicht gerade leicht umzusetzen sind.
Was bedeutet Lieferantenkooperation?
Lieferantenkooperation ist ein strategischer Prozess, bei dem Einzelhändler und Lieferanten Nachfrageinformationen teilen, um ihre Abläufe zu optimieren und die Lieferkettentransparenz zu erhöhen. Im Mittelpunkt dieses beidseitigen Datenaustauschs in der Supply-Chain stehen wichtige Daten wie Nachfrageprognosen, Lagerbestände und Point-of-Sale-Daten. Die dadurch gewonnene Planungstransparenz sorgt dafür, dass beide Parteien ihre Prozesse besser aufeinander abstimmen und so die Effizienz und Reaktionsfähigkeit der Lieferkette steigern.
Lieferanten sehen sich einem immer stärkeren Druck ausgesetzt, Nachfrageschwankungen schneller und präziser auszugleichen. Allerdings bieten herkömmliche Supply-Chain-Planungsmethoden oft nicht die Transparenz und Flexibilität, die dafür nötig ist. Durch eine strategische Lieferantenkooperation können Unternehmen, effektiver auf Marktanforderungen reagieren, Kosten senken, Effizienz steigern und die Wettbewerbsfähigkeit auch bei Unsicherheiten entlang der Supply-Chain beibehalten.
5 Vorteile einer effektiven Lieferantenkooperation
Die Zusammenarbeit von Händlern und Herstellern bringt viele operative Vorteile mit sich. Durch Datenaustausch in Echtzeit und erhöhte Transparenz können Unternehmen effektiver auf Marktanforderungen reagieren und ihre Prozesse optimieren. Eine effektive Lieferantenkooperation strafft die Abläufe, minimiert Fehlbestände und sorgt dafür, dass die Ressourcen in der gesamten Supply-Chain effektiver eingesetzt werden, was zu erheblichen Kosteneinsparungen führen kann.
Zu den wichtigsten Vorteilen einer effektiven Lieferantenkooperation gehören:
- Zugang zu gemeinsamen POS-Daten: Lieferanten können Produktnachfrage und Werbeaktionen in Echtzeit verfolgen und so den Marktbedarf besser decken.
- Höhere Prognose- und Planungsgenauigkeit: Eine gemeinsame Bedarfsplanung durch gemeinsame Prognosen und Geschäftseinblicke führt zu einer genaueren Supply-Chain-Planung und präziseren Produktionsplänen.
- Weniger Aufwand: Der automatisierte Datenaustausch reduziert den Bedarf an manuellen Eingaben und Analysen und spart so Zeit und Ressourcen.
- Erhöhte Transparenz: Durch die kontinuierliche Aktualisierung von Lagerbeständen und Vorlaufzeiten können die Lieferanten ihre Abläufe effizienter gestalten.
- Höhere Kundenzufriedenheit: Die Fähigkeit, auf die Bedürfnisse der Einzelhändler reagieren zu können, gewährleistet eine bessere Auftragsabwicklung und pünktliche Lieferungen, was die Kundenzufriedenheit erhöht.
Ein besonders überzeugendes Argument für ein besseres Lieferantenbeziehungsmanagement sind die Kosten, die entstehen, wenn es keine enge Supply-Chain-Partnerschaft gibt. Ohne den Datenaustausch in Echtzeit ist es für Lieferanten schwierig, die Produktion auf die tatsächliche Nachfrage abzustimmen, was zu Überproduktion oder Fehlbeständen führen kann. Diese fehlende Koordination erhöht die Betriebskosten, verlängert die Vorlaufzeiten und mindert die Kundenzufriedenheit aufgrund von Verzögerungen und offenen Bestellungen, die nicht bearbeitet werden können.
Diese Schwierigkeiten schmälern mit der Zeit den Wettbewerbsvorteil, sodass Unternehmen nicht mehr in der Lage sind, schnell und effektiv auf Marktveränderungen und anhaltende Störungen zu reagieren.
Die 3 größten Herausforderungen bei der Lieferantenkooperation
Natürlich sind die Herausforderungen, was die Verbesserung der Lieferantenzusammenarbeit angeht, für jeden Lieferanten unterschiedlich – und das gilt auch für jeden seiner Kunden. Die größten Probleme, die einer besseren Lieferantenkooperation im Weg stehen, lassen sich jedoch auf drei Punkte runterbrechen: Datenprobleme, Personalprobleme und Kommunikationsprobleme.
1. Datenprobleme
Der RELEX Supply Chain Collaboration Report 2023 zeigt, dass 78 % der befragten Lieferanten Daten von ihren Supply-Chain-Partnern erhalten. Viele wiesen jedoch auf verschiedene Probleme mit den Daten hin:
Dazu zählen:
- Probleme mit der Datenqualität
- Begrenztes Datenvolumen
- Fehlen einer regelmäßigen Kadenz für den Datenaustausch
Die Techstacks von Händlern und Lieferanten sind nicht immer kompatibel. So kann es sein, dass die Daten, die ein Unternehmen teilt, für das andere Unternehmen nicht lesbar sind. Auch wenn dieses Problem nicht besteht, sind die Daten oft veraltet oder die Datenmenge zu klein, um für Lieferanten von Nutzen zu sein.
Lieferanten von Konsumgütern müssen oft Unmengen von Daten manuell durchsuchen, um dann festzustellen, dass sie nicht ihren Vorstellungen entsprechen. Die wichtigsten Daten für Lieferanten sind:
- Umsatzprognosen
- Absatzmengen
- Daten zu Werbeaktionen
- Bestandsdaten
Die Probleme mit Daten werden von Lieferanten selbst häufig noch verschlimmert. Viele Lieferanten erschweren den Datenaustausch innerhalb des eigenen Unternehmens. Nützliche Kundendaten, die übermittelt wurden, sind oft in Datensilos gespeichert, auf die nur wenige Mitarbeiter Zugriff haben. Nur 26 % der Lieferanten finden, dass die Kundendaten für alle Mitarbeiter im Unternehmen leicht zugänglich sind.
2. Personalprobleme
Momentan sind viele Prozesse in der Lieferantenkooperation nach wie vor stark manuell geprägt, sodass Lieferanten Teams für die Kundenkommunikation bilden müssen. Theoretisch sollten diese Teams die Zusammenarbeit zwischen den Unternehmen verbessern, aber in der Praxis müssen Mitarbeiter ihre Zeit häufig damit verbringen, Kundendaten hinterherzulaufen und sie dann zu zusammenzuführen, zu analysieren und sogar umzuformatieren. Das Team kümmert sich auch um die internen Daten, die es an die Kunden sendet, sodass oft nur wenig Zeit bleibt, um zu planen oder an Prozessverbesserungen zu arbeiten.
Sind Konsumgüterlieferanten angesichts der ständigen Störungen entlang der Supply-Chain sehr kostenbewusst – genau wie ihre Groß- und Einzelhandelskunden.
Die Kommunikation, die diese Teams führen, ist sehr wertvoll für die Lieferanten. Allerdings sind Konsumgüterlieferanten angesichts der ständigen Störungen entlang der Supply-Chain sehr kostenbewusst – genau wie ihre Groß- und Einzelhandelskunden. Deshalb zögern Lieferanten und ihre Kunden häufig, in die Verbesserung der Lieferantenkooperation zu investieren oder ihre Belegschaft zu erweitern, obwohl sich diese Investition in der Zukunft vermutlich auszahlt.
Diese Situation betrifft vor allem Unternehmen auf der ganzen Welt, die Schwierigkeiten damit haben, Mitarbeiter zu finden, auszubilden und langfristig zu beschäftigen.
3. Kommunikationsprobleme
Das Einrichten eines regelmäßigen Informationsaustauschs für eine vorausschauende Planung kann im aktuellen turbulenten Supply-Chain-Klima für alle Beteiligten schwierig sein. Viele Unternehmen können nicht so proaktiv planen, wie sie es gerne hätten, weil sie ständig auf Störungen reagieren müssen, was zu einem Teufelskreis führt:
- Ein Einzelhändler ist zu beschäftigt, um sich mit einem Lieferanten auszutauschen.
- Dadurch kommt es zu ungenauen Nachfrageprognosen für den Lieferanten.
- Das führt zu Versorgungsengpässen.
- Dadurch ist der Einzelhändler wieder zu beschäftigt, um sich mit einem Lieferanten auszutauschen.
Einzelhändler und Großhändler mögen keine Überraschungen. Störungen in der Kommunikation verletzen das Vertrauen zwischen Lieferanten und ihren Kunden und können deren Bereitschaft zur Zusammenarbeit verringern. So kann es für Lieferanten schwierig werden, ihre strategischen Ziele zu erreichen, obwohl sie diese Ziele oft mit ihren Kunden teilen.
3 Wege zur Verbesserung der Lieferantenkooperation mit einer kollaborativen Planungsplattform
Wenn man sich die Probleme ansieht, die einer verbesserten Zusammenarbeit im Wege stehen, ist es leicht zu verstehen, warum es für Lieferanten schwierig ist, ihre Prozesse sinnvoll zu verbessern. Daten-, Personal- und Kommunikationsprobleme sind intern oft nur schwer zu bewältigen. Wenn die Kunden der Lieferanten dann auch noch mit einbezogen werden, wird die ganze Sache noch komplexer.
Zum Glück erfordern komplexe Probleme nicht immer komplexe Lösungen. Der Schlüssel zur Überwindung der scheinbar unlösbaren Kommunikationsprobleme ist überraschend einfach: die Einführung einer kollaborativen Planungsplattform.
Mit einer guten kollaborativen Planungsplattform können Lieferanten und ihre Kunden die drei genannten Herausforderungen bewältigen.
1. Automatisierter und häufiger Datenaustausch
Kollaborative Planungsplattformen lösen Probleme mit der Datenerfassung und -verwaltung auf eine einfache, elegante Art und Weise: durch Automatisierung. In diesen Plattformen können Lieferanten und ihre Kunden automatisch aktuelle Daten in das gemeinsame System hochladen und diese gemeinsam nutzen. Daten aus verschiedenen Quellen werden in der Plattform zusammengeführt und in ein Format umgewandelt, das für die Planung mit sowohl kurzen als auch langen Planungshorizonten verwendet werden kann.
Mit Planungsplattformen können Lieferanten und Händler eine Vielzahl von Datensätzen gemeinsam zu nutzen:
- Prognosen
- POS-Daten
- Bestellungspläne
- Werbeaktionen
- Sortimentsänderungen
- Vorlaufzeiten
- Zeitpläne für Sendungen
Der automatisierte Datenaustausch bietet auch für das zweite wichtige Problem der Großhändler eine Lösung: die Personalkosten. Lieferanten, die ihren Datenaustausch mit Hilfe einer Planungsplattform automatisieren, schaffen ihren Mitarbeitern Zeit für wichtige Aufgaben, die Computer nicht erledigen können, wie z. B. die proaktive Kommunikation von Ausnahmesituationen an die Kooperationspartner.
2. Daten auswerten und Erkenntnisse umsetzen
Der automatisierte Datenaustausch bietet wertvolle Erkenntnisse: Die Daten verschaffen Lieferanten einen besseren Einblick in die Nachfrage von Kunden und Verbrauchern, sodass sie frühzeitig auf mögliche Ungleichgewichte zwischen Angebot und Nachfrage reagieren können.
Mit kollaborativen Planungsplattformen können Lieferanten Demand-Sensing-Strategien einsetzen, um notwendige kurzfristige Prognoseanpassungen vorzunehmen. Bei der traditionellen Prognoseerstellung werden die Prognosen anhand interner Daten, wie z. B. historischer Daten und Nachbestellungen, erstellt. Diese Prognosen berücksichtigen jedoch keine unmittelbaren Nachfrageänderungen, die durch Ereignisse wie Social-Media-Events oder Kundenaktionen verursacht werden.
Demand Sensing kombiniert herkömmliche Datensätze mit Kundendaten, damit Planungsplattformen diese plötzlichen Nachfrageschwankungen frühzeitig erkennen und Prognosen automatisch entsprechend anpassen können. Planungsplattformen mit Demand-Sensing-Funktionen helfen Lieferanten dabei, Abweichungen zwischen den erwarteten Liefermengen und der prognostizierten Nachfrage zu erkennen.
Demand Sensing ermöglicht es Planungsplattformen, plötzliche Nachfrageschwankungen besser zu erkennen und Prognosen automatisch anzupassen.
So kann die Plattform beispielsweise eine erhöhte Nachfrage nach einem Produkt erkennen, bei dem es aufgrund von Ressourcenmangel zu Produktionsengpässen gekommen ist. Eine schnelle Erkennung anhand aktueller Kundendaten könnte dem Lieferanten genügend Zeit geben, die Produktion eines ähnlichen Produkts als akzeptablen Ersatz für die Überbrückung zu erhöhen.
Mehr erfahren: Wie Konsumgütermarken mit Demand-Sensing das Supply-Chain-Chaos bezwingen
3. Stärkung der Kommunikation zwischen Lieferanten und Einzelhändlern zur Abstimmung der Strategie
Lieferanten und ihre Einzel- und Großhandelskunden verfolgen ähnliche Ziele, wie z. B. niedrigere Kosten, weniger Störungen und höhere Umsätze, sodass eine engere Lieferantenkooperation allen Beteiligten zugute kommt. Die besten Planungsplattformen sind mit kollaborativen Dashboards ausgestattet, die den Mitarbeitern einen besseren Einblick in potenzielle Probleme geben, so dass Störungen proaktiv angegangen werden können.
Mit einer kollaborativen Planungsplattform können Unternehmen ihre Strategien auf verschiedenen Ebenen aufeinander abzustimmen:
- Gleichzeitige Einsichtnahme in dieselben aktuellen Daten: Durch eine Lieferantenintegration können Händler einen Bestandsabgleich mit Lieferanten vornehmen und somit potenzielle Engpässe erkennen und über die Plattform selbst schnell gemeinsam an einer Lösung arbeiten, anstatt E-Mails hin und her zu schicken.
- Kommunikation über künftige Ereignisse: Da Lieferanten Einsicht in bevorstehende Werbeaktionen ihrer Kunden haben, können sie die Produktion von bestimmten Waren erhöhen, wenn mit einer Nachfragespitze zu rechnen ist.
- Demand Shaping: Lieferanten und ihre Kunden können zusammenarbeiten und Werbeaktionen, Preisänderungen und andere Maßnahmen umsetzen, um die Verbrauchernachfrage so zu beeinflussen, dass sie besser zum vorhandenen Angebot passt.
Diese Funktionen optimieren die Lieferantenkooperation, reduzieren kostspielige Kommunikation und vereinfachen einen frustrierenden Prozess erheblich.
Gemeinsam Unternehmensziele erreichen
Die Zusammenarbeit zwischen Lieferanten und Einzelhändlern ist sicherlich mit einer Menge Frustration auf beiden Seiten belastet, was nicht gerade förderlich für eine Verbesserung der Lieferantenkooperation ist. Investitionen in eine regelmäßige gemeinsame Kommunikation und die richtige Technologie für die Erfassung und den Austausch von Daten können jedoch Wunder bewirken und den Weg nach vorne ebnen.
Der Erfolg hängt letztendlich von dem Vertrauen ab, das aufgebaut wird, wenn beide Parteien klar verstehen, welche Auswirkungen die Pläne des jeweils anderen auf das eigene Unternehmen haben. Wenn Einzelhändler und Lieferanten fortschrittliche Technologie mit offener Kommunikation kombinieren, können sie zusammenarbeiten – und zusammen erfolgreich sein – und dadurch das beste Ergebnis für den Verbraucher erzielen.